Geschichte
Geschichte der Veddeler Fischgaststätte
Am 15.12.1932 wurde die Veddeler Fischgaststätte durch Louis Matthes in der Tunnelstr. 33 eröffnet. Damals standen auf dem heutigen Areal der alten Zollabfertigungsgebäude und dem aktuellen Standort der Veddeler Fischgaststätte einige Wohngebäude, in denen sich eine Vielzahl von Geschäften und Gaststätten befand.
Es war ein sehr lebhafter Ort, der damals auch „klein St. Pauli“ genannt wurde.
Auf der Speisekarte stand bereits damals Backfisch, aber auch Speisen ohne Fisch wurden angeboten. Neben den Bewohnern der Veddel gehörten auch sehr viele Hafenarbeiter zu den Gästen.
Bei den verheerenden Bombenangriffen auf Hamburg im Jahre 1943 wurden viele Gebäude im Veddeler Norden zerstört oder zumindest schwer beschädigt. Die Geschäftsleute auf der Veddel ließen sich in dieser schweren Zeit den Mut jedoch nicht nehmen, und errichteten ihre Geschäfte in Holzbaracken neu.
Der heutige Gastraum der Veddeler Fischgaststätte war ein solches Ersatzgebäude und ist bis heute im Original – Erscheinungsbild von 1943 genauso erhalten.
Übrigens: Fischmesser waren zu dieser Zeit nicht zu erwerben oder einfach zu teuer! Daher kommt die Tradition, die wir bis heute pflegen: In der Veddeler Fischgaststätte wird mit zwei Gabeln gegessen!
Kurz nach dem Krieg (1946) wurde dann an den Gastraum das Gebäude, in dem heute Küche, Lager, Büro, Sozialraum und Filetierraum untergebracht sind, angebaut. Im Obergeschoß wohnte Familie Matthes fortan.
Von der Sturmflut am 16. Und 17. Februar 1962 wurde die Veddeler Fischgaststätte hart getroffen. Der Gastraum stand etwa 2 Meter unter Wasser. Daran erinnert heute noch die Markierung an der Säule in der Mitte unseres Gastraumes. Aber auch wie nach der Zerstörung im Krieg gab es nur ein Motto: Es muss weitergehen! Und so wurde die Veddeler Fischgaststätte nur wenige Wochen nach der Sturmflut wieder eröffnet.
1967 übernahm der Sohn von Louis, Gerd Matthes, die Veddeler Fischgaststätte gemeinsam mit seiner Frau Anneliese. Gerd war zuvor, nach seiner Ausbildung zum Fischwerker bei Daniel Wischer, in den elterlichen Betrieb gekommen und hat den in den 1920er Jahren gebauten Ofen mit in die Veddeler Fischgaststätte gebracht.
Der nun etwa 100 Jahre alte Ofen ist seitdem und bis heute das Herzstück der Gaststätte und damals und heute der Garant für unseren einzigartigen Backfisch!
Damals war die Veddeler Fischgaststätte weiterhin ein sehr belebter Ort. Hier wurden seit der Zeit des „Wirtschaftswunders“ unzählige Feste gefeiert – ja: die Gaststätte war auch bis weit in die Abendstunden geöffnet…
Im Jahr 2006 war es dann für Anneliese und Gerd Matthes soweit Abschied von der Veddeler Fischgaststätte zu nehmen und in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Als Wolfgang und Marion Göttsche, damals Gäste in der Gaststätte, von Gerd davon erfuhren, dass die Veddeler Fischgaststätte zum Verkauf steht, war die Entscheidung schnell klar: Wolfgang und Marion, die sich beruflich ohnehin neu orientieren wollten, haben nicht lange gezögert und den traditionsreichen Betrieb übernommen und erfolgreich weitergeführt.
Natürlich wurden alle Original – Rezepte aus den 1930er Jahren weitergegeben. So schmecken Backfisch und Kartoffelsalat heute hoch genauso wie vor bald 100 Jahren.
Aber die Zeit schritt voran und es war ein weiterer Generationenwechsel an der Zeit: Am 01.04.2021 hat Marion Göttsche, die die Veddeler Fischgaststätte zuletzt alleine geführt hat, diese, im Alter von 72 Jahren, an ihren Sohn Christian mit seiner Ehefrau Olivia weitergegeben.
Auch heute ist Tradition Programm! Alle Rezepte sind unverändert, der Gastraum weiterhin genau so, wie seit fast 80 Jahren.
Erwähnenswert ist noch dass, die Stadt Hamburg nach Bürgerschaftsbeschluss aus Oktober 2021 zur Entwicklung der Fläche der heutigen Gaststätte nebst den Zollabfertigungsgebäuden, keine andere Option sah, als die Veddeler Fischgaststätte abzureißen und ihr einen neuen Standort zuzuweisen.
Unsere Gäste, die uns teilweise seit vielen Jahrzehnten treu sind und auch wir, haben uns das nicht gefallen lassen! In nur wenigen Monaten haben weit über 22.000 Gäste und Freunde der Veddeler Fischgaststätte eine Petition zum Erhalt der Gaststätte am traditionellen Standort und in dem historischen Gebäude unterzeichnet. Diese Resonanz hat die Regierung der Bürgerschaft dazu bewegt, im Juni 2022 den Erhalt der Veddeler Fischgaststätte am traditionellen Standort zu verfügen und die Baubehörde aufgefordert, bei den Bauplanungen die Veddeler Fischgaststätte am traditionellen und aktuellen Standort mit einzuplanen.
An dieser Stelle: vielen Dank an alle Unterstützer!!!
Nun kann man sagen: Die Veddeler Fischgaststätte hat den 2. Weltkrieg, das Jahrhunderthochwasser und die aktuellen Baupläne der Stadt überstanden.
Und für die Zukunft ganz wichtig: Unser Sohn Jonas ist fest entschlossen die Veddeler Fischgaststätte in ca. 10 Jahren zu übernehmen und damit den Familienbetrieb zu erhalten! Schon heute arbeitet Jonas mit Freude in der Gaststätte, wenn es seine Zeit erlaubt.
Hier bleibt alles so wie es war und ist - Backfisch for ever!
Olivia, Jonas und Christian Butzke